Freitag, 25. November 2016

Warum wir für Selbstverständliches kämpfen

Wir gehen in die Schule, in die Uni oder zur Arbeit und wir sitzen neben türkischstämmigen Mitschülern, hören Vorlesungen von einem homosexuellen Dozenten und arbeiten mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen. So sieht unser Alltag aus – und das ist für uns selbstverständlich. Wir fragen uns nicht zuerst, wo jemand her kommt oder an welchen Gott er glaubt – wir fragen nach seinem Namen. Ganz einfach. Zumindest für uns – zumindest bis jetzt.

In Großbritannien wurde ein Großteil der Bevölkerung so von einer populistischen Kampagne beeinflusst, dass der Brexit tatsächlich stattfinden wird. In den USA wird ein fremdenfeindlicher, sexistischer und islamophober Trump president-elect. In Frankreich gibt’s Marine Le Pen und bei uns – ja bei uns gibt’s NPD und AfD.

Aber das sind nicht wir. Wir sind anders. Wenn man sich Zahlen zu jeder einzelnen Bewegung anschaut, fällt eins auf – Jugendliche und junge Erwachsene haben damit wenig zu tun. Seit ein paar Monaten –  vor allem aber nach der Wahl Trumps - ist die Selbstverständlichkeit der Toleranz wie weggeblasen. Wir werden fast dazu gezwungen, aus unserer selbstverständlichen Toleranz ein Politikum zu machen, zu begründen warum wir mit Flüchtlingen befreundet sind.
Wir wollen zwar nicht jeden Tag schon damit beginnen vermeintliche Selbstverständlichkeiten zu verteidigen, wenn’s aber sein muss tun wir auch das.

Denn wir sind das bunte Weinheim.

Wir, die Jugendlichen hier, stehen für Toleranz und für Demokratie. Wir lassen uns nicht von Angst und Hass beeinflussen, denn wir sind mit unserer lebensbejahenden Einstellung einen Schritt voraus. Wir sind mit dem Wort „Teamwork“ aufgewachsen und wissen was dahintersteckt. Und das wenden wir jetzt auch außerhalb der Schule an – bei Weinheim bleibt bunt.

Manchmal bedarf es eben außergewöhnlicher Mittel, um Hürden zu überwinden. Und die Hürde ist dieses Mal nicht die Klassenarbeit, sondern Angst und Populismus. Wir sind da und stehen Schulter an Schulter mit den Fraktionen des Gemeinderats, den Mitgliedern der türkischen Moschee, dem Arbeitskreis Asyl, dem Muddy’s Club und noch so vielen mehr….

Und das bedeutet nicht, dass wir alle gleich sind und dass Grenzen zwischen Parteien und Organisationen verschwinden, nein es ist vielmehr ein Beweis, dass wir zu unserer Vielfältigkeit stehen und stehen müssen! Und zwar gemeinsam!

Deshalb sind wir sehr, sehr stolz gerade in dieser besonderen Zeit, Teil dieses außergewöhnlichen Bündnisses sein zu dürfen. Glückwunsch an uns alle zu dieser Auszeichnung für Demokratie und Toleranz, die Weinheim mehr als verdient hat. 

Weinheim bleibt bunt!


Ein Demonstrationsschild vom letzten November. 


Nicolas Rieff, Lena Meyer, Frederic Wielinger, Louisa Ebert, Fernando Weygold, Daniel Ott, Stefano Bauer, Melih Cansiz, Leon Richter, Rebecca Godau und Frieda Fiedler für den Jugendgemeinderat Weinheim
außerdem: Selin Önal

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